Die Neurowissenschaft zeigt, wie Trauer nicht nur auf emotionaler, sondern auch auf körperlicher Ebene Reaktionen auslösen kann – wie zum Beispiel Verwirrung, Aggressivität, das Gefühl des Erstarrens oder den Drang, zu flüchten. Gleichzeitig hat die Forschung aber auch Wege aufgezeigt, die uns dabei helfen können, solche extremen emotionalen Zustände besser zu bewältigen. Um deinen Körper durch die Trauerphase zu unterstützen, ist es besonders wichtig, auf deine Grundbedürfnisse zu achten, deinen Körper bewusst wahrzunehmen und dich regelmässig zu bewegen. Doch es braucht ebenso Fürsorge für deine seelische Gesundheit. Hier sind drei essenzielle Faktoren, die dir dabei helfen, emotionalen Trost zu finden:
Unterstützung und Mitgefühl von anderen zu erfahren
Sanft und verständnisvoll mit dir selbst umzugehen
Trost in Symbolen und persönlichen Ritualen zu finden
Heute möchte ich vor allem über den zweiten Punkt schreiben. Ja, bei allen Punkten geht es natürlich um Selbstfürsorge. Aber beim zweiten handelt es sich wahrscheinlich um den, der uns am schwersten fällt. Wir müssen uns nämlich um uns selber kümmern.
Doch was ist Selbstfürsorge überhaupt?
«Selbstfürsorge ist der Prozess, sich auf physischer und psychischer Ebene um seine eigene Gesundheit zu kümmern. Hierzu zählen unter anderem Ernährung, Schlaf, Körperpflege, soziale Interaktionen, Sport sowie Erholung.»
So lautet die Beschreibung von Selbstfürsorge auf Wikipedia.
Für mich persönlich gehört zu Selbstfürsorge – gerade im Trauerprozess – noch einiges mehr dazu. Doch dazu später mehr – beginnen wir bei den greifbaren Fakten.
Was zählt zur «typischen» Selbstfürsorge
Genügend Schlaf, eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Entspannung in Form eines warmen Bades, einer Massage, einer Yoga-Einheit oder eines guten Buches… Bestimmt fallen dir noch ganz viele Beispiele ein, die für dich zur Selbstfürsorge zählen. Und alles ist richtig. Schlussendlich geht es darum, herauszufinden, was dir persönlich guttut; deinem Körper, Geist und deiner Seele.
Selbst wenn auch diese Dinge vielleicht für den ein oder anderen etwas Disziplin fordern, im Grossen und Ganzen sind wir uns wahrscheinlich einig, dass diese Sachen eigentlich relativ einfach umsetzbar sind. Wir müssen uns nur erlauben, uns Zeit dafür zu nehmen.
Doch es gehört noch mehr dazu
Ein warmes Bad am Abend ist ein wunderbarer Anfang, aber damit ist es noch nicht getan. Es gehört noch mehr dazu. Und da beginnt der Moment, der uns wahrscheinlich allen nicht ganz einfach fällt. Denn hier geht es darum, uns wirklich mit uns auseinander zu setzen.
Deine Gefühle und Gedanken zu erkennen und bewusst wahrzunehmen. Deine Traurigkeit und deinen Schmerz anerkennen, zu akzeptieren. Dir bewusst zu werden, dass diese Gefühle existieren – sie nicht verdrängen zu wollen, sondern sie einfach da sein zu lassen, genauso, wie sie eben sind.
Setze dich selber nicht unter Druck. Wenn du den gut gemeinen Ratschlag deiner Nachbarin oder deines «drölftausendsten» Ratgebers nicht umsetzen kannst, dann ist das völlig in Ordnung. Was anderen geholfen hat, muss nicht zwingend dir helfen. Du musst nicht von heute auf Morgen den Verlust verarbeiten. Gibt dir Zeit. Versuche herauszufinden, was sich für dich stimmig anfühlt, vielleicht ist es, viel Zeit in der Natur zu verbringen, vielleicht ist es aber auch eher, Tagebuch zu schreiben. Es gibt kein Richtig oder Falsch, keine Gebrauchsanleitung: versuche auf dich zu hören und zu achten. Das ist das nächste Stichwort – sei achtsam. Achtsam mit dir, achtsam mit deinen Gefühlen. Achtsam mit deinen Gedanken – sie können unglaublich viel bewirken. Deine Gedanken beeinflussen, wie es dir geht. Sei deshalb lieb zu dir selber. Das hört sich vielleicht seltsam an, aber es ist unglaublich wichtig, dass du dir selber Mitgefühl und Empathie schenkst. Schliesslich hast du gerade jemanden verloren, der ganz wichtig für dich war. Der Verlust eines Tieres ist nicht weniger schlimm, als der eines nahestehenden Menschen.
Weshalb ist Selbstfürsorge so wichtig in der Trauerphase?
Vorneweg: du solltest es dir immer Wert sein, dich selber gut zu behandeln. Du wirst es niemals allen recht machen können, und da du nun weisst, dass das eh nicht geht, wieso dann wenigstens nicht dir selber?
Es gibt keinen – wirklich keinen einzigen Grund, dich selbst für irgendetwas zu verurteilen in Bezug auf den Tod deines Hundes. Oft ist dieser Verlust mit Schuldgefühlen oder einem schlechten Gewissen verbunden, es gibt verschiedene Gründe dafür, in meinen vergangenen Blog-Beiträgen habe ich immer wieder mal darüber berichtet. Ich weiss, dass diese Gefühle bei vielen existieren. Aber sie sind unbegründet. Ich bin mir sehr sicher, du hast zu jedem Zeitpunkt mit deinem besten Wissen und Gewissen gehandelt, es gibt keinen Grund, das im Nachhinein anzuzweifeln. Diese – ich nenne sie mal «Minderwertigkeitsgefühle» – sind nur eine Reaktion auf den Schmerz, entsprechen aber nicht der Wahrheit.
Sei also lieb zu dir. Behandle dich wie eine beste Freundin oder einen besten Freund.
Liebevolle, empathische, fürsorgliche und verständnisvolle Gedanken dir selber gegenüber werden dir helfen, über den Verlust hinweg zu kommen. Dich selber gut um dich zu kümmern und dir das zu geben, was du brauchst, fördert die Heilung. Und Heilung ist wichtig, damit es irgendwann nicht nur noch schmerzt, damit du irgendwann – auch wenn du deinen Hund immer vermissen wirst – trotzdem wieder glücklich bist.
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