In Bezug auf den Abschied und den Verlust eines Lebewesens, liest und hört man oft, dass man die Trauer zulassen soll. Den Emotionen freien lauf lassen soll, nichts unterdrücken…
Aber wie funktioniert denn das überhaupt genau? Wo ist die Gebrauchsanleitung für all diese Ratschläge? Und – ist es wirklich so, dass das «Zulassen der Trauer» das Allheilmittel für jeden Menschen ist? Auch mit dem Akzeptieren, Annehmen und Loslassen ist das so eine Sache… Sicher, wäre es toll, wenn wir alle auf Knopfdruck oder zumindest nach einer gewissen Zeit, solche Schicksalsschläge akzeptieren können. Wer würde sich das nicht wünschen? Aber manchmal – da fühlen wir uns gefangen, da geht es einfach nicht – zumindest nicht in diesem Moment. Und alle gut gemeinten Ratschläge hören sich zwar in der Theorie wunderbar heilsam an, aber sind je nach Situation schwer umzusetzen und plagen uns schlimmstenfalls noch mit einem schlechten Gewissen, wenn wir es nicht schaffen, diesen Tipps zu folgen. Manchmal da möchte man all diese Ratschläge auch gar nicht hören. Zumindest zu Beginn der Trauer.
Zuerst müssen wir uns bewusstwerden, dass jeder Mensch anders mit Trauer umgeht. Selbst das Empfinden des Verlustes ist für jeden anders.
Vielleicht fühlst du momentan einfach nur eine Leere, vielleicht wirst du aber auch von einer Vielzahl von Gefühlen überrollt… Vielleicht fühlt es sich an, als wärst du getrennt von deinem Körper – der Körper funktioniert, aber der Kopf ist ganz woanders.
Die einen trauern laut, andere leise und still. Die einen trauern lange, andere kurz. Es gibt Menschen die weinen viel, andere wenig. Die einen versuchen sich damit auseinanderzusetzen, andere lenken sich ab. Es gibt solche, die können und möchten darüber reden, andere wiederum brauchen erst Zeit und Raum für sich. Vielleicht tut es dir gut, wenn du weiterhin spazieren gehst oder andere Rituale beibehältst, vielleicht ist das Gegenteil der Fall. Eventuell hast du nach wenigen Tagen danach bereits daran gedacht, dir wieder einen neuen Hund nach Hause zu holen. Vielleicht kannst du dir das erst in Monaten, Jahren, oder gar nicht mehr vorstellen. Es gibt kein richtig oder falsch.
Und nicht nur die Art, zu trauern, ist verschieden. Sondern uns helfen auch die unterschiedlichsten Dinge.
Vielleicht hilft es den einen, all ihre Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Vielleicht hörst du lieber Podcasts zum Thema, liest gerne einen Ratgeber oder redest mit einer Freundin darüber. Vielleicht beginnst du mit Yoga, vielleicht hast du einen Ort gefunden, an den du hingehen kannst und du dich deinem Hund ganz nah fühlst, vielleicht hilft es dir, Fotos anzuschauen, vielleicht lässt du eine persönliche Erinnerung kreieren. Andere wiederum finden einen anderen Weg, den sie als tröstend empfinden. Es spielt überhaupt keine Rolle, was du tust. Und es ist egal wie wir trauern, es ist genau das richtig, was sich für dich in dem Moment richtig anfühlt. Trauer kennt auch kein Verfallsdatum. Die Gesellschaft will uns leider zu oft vorschreiben, welche Dauer «normal» oder «üblich» ist – aber auch hier: es gibt kein richtig und falsch.
Die Art der Trauer sagt nichts darüber aus, wie sehr wir unseren Hund geliebt haben.
Wichtig ist, dass du etwas findest, was im jetzigen Moment deiner Seele guttut, dass du merkst, was du brauchst und dieser Intuition auch nachgehst. Damit die Trauer nicht in Lethargie oder Depression verfällt.
Vielleicht war dein Hund alt oder krank, oder aber er war noch jung und ist ganz plötzlich gestorben. Vielleicht hat er sich selber dazu entschieden, zu gehen. Vielleicht musstest du ihm diese Entscheidung abnehmen. Vielleicht warst du dabei, vielleicht nicht. Es spielt alles keine Rolle. Es ist immer schlimm.
Ich weiss, dass viele Menschen manchmal Schuldgefühle plagen, wenn sie ihren Hund verloren haben, dies aus ganz verschiedenen Gründen. Auf alle Möglichkeiten einzugehen, würde wohl den Rahmen sprengen. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass es nur unser Verstand ist, unser Kritiker oder der innere Zweifel, der uns ein schlechtes Gewissen einreden möchte. Sei dir sicher: für deinen Hund war es gut so, genauso wie es war. Eine Seele geht, wenn sie gehen muss. Die Entscheidung des “wann” und “wie” hat jemand anderes für uns getroffen. Wir haben das Schicksal nicht in der Hand. Verzeih dir. Verzeih deinem Hund.
Auch wenn du momentan noch Gefühle von Hilflosigkeit, Trauer, Verzweiflung, Wut und vielleicht auch Angst verspürst - und auch wenn du mir das momentan nicht glauben magst, aber diese Gefühle werden irgendwann weniger.
Das Einzige, das bleibt, ist die Liebe.
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