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Ein neuer Hund… - gibt es den richtigen Zeitpunkt?

Diese Frage stellen uns wohl die meisten von uns früher oder später, vielleicht haben wir uns diese Frage sogar schon gestellt, bevor unser Seelen-Hund gestorben ist; was passiert, wenn der jetzige Hund mal nicht mehr da ist?


Wann bin ich bereit, einen neuen Hund aufzunehmen? Bin ich überhaupt jemals wieder bereit dazu? Kann ich einen neuen Hund genau so lieben, wie ich meinen verstorbenen Hund lieben konnte? Kann ich den Schmerz, den ich durch den Verlust meines Vierbeiners erlitten habe, nochmals ertragen, wenn der nächste Hund irgendwann gehen muss bzw. möchte ich mir das überhaupt nochmals antun?


Das sind keine einfachen Fragen. Und dass du sie dir irgendwann stellst, ist völlig normal. Ich kann dir eines verraten: ich kann dir nicht auf alle Fragen eine Antwort geben, und ich kann dir nicht sagen, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Das kannst nur du ganz allein entscheiden.


Aber vielleicht hilft es dir, zu verstehen, was dir genau Angst macht. Oft, ist es gar nicht mehr so schlimm, wenn wir etwas benennen können.



Wovor wir Angst haben


Es plagen uns oft die Gedanken und die Angst, dass – wenn wir uns auf einen neuen Hund einlassen – ja vielleicht sogar merken, dass wir gar nicht mehr an dem Schmerz festhalten müssen, unser verstorbener Hund in Vergessenheit geraten könnte.

Es halten uns nur noch die Emotionen, die mit dem alten Hund verbunden sind, davon ab, einem neuen Tier ein zu Hause zu schenken. Das können Gefühle des Verrates sein, das Gefühl, jemanden ersetzen zu würden, Schuldgefühle oder die Frage, ob wir uns genug Zeit gelassen haben. Ob wir den alten Hund dadurch womöglich nicht mehr würdigen. Oder dem Neuen nicht gerecht werden.


Meine ungefilterte, ehrliche Meinung darüber: das ist alles Quatsch. Dein verstorbener Hund hätte sich nie- aber wirklich nie(!)mals gewünscht, dass du weiterhin traurig bist, und ihm zu liebe oder auf Grund deines unglaublichen Schmerzes, keinen neuen Hund adoptierst. Er hätte sich gewünscht, dass du wieder einen Fell-Partner an deiner Seite hast, dass du wieder glücklich wirst. Dabei darfst du dir bewusst sein, dass niemand ersetzt werden kann oder muss. Darum geht es nicht. Und wir alle wissen auch, dass wir unsere verstorbenen Seelen-Hunde nie vergessen werden, sie dürfen immer einen Platz im Herzen

behalten.


Der Wert, der eure Bindung hatte, wird nicht verloren gehen.


Wenn das Herz entscheidet und es plötzlich passiert  


Als mein Hund Dennis starb, dachte ich zuerst, dass ich so schnell keinen neuen Hund möchte. Allerdings war für mich immer klar, dass es irgendwann wieder einen Hund geben wird, ganz nach dem Motto «ein Leben ohne Hund ist möglich, aber sinnlos.» Aber halt nicht sofort nach Dennis’ Tod.

Durch Zufall und ohne zu Suchen bin ich dann auf Neva gestossen – es hat irgendwie «Klick» gemacht und so fiel die Entscheidung aus dem Herzen. Der Verstand versuchte zuerst alles Mögliche in Gang zu setzen, zu hinterfragen, abzuwägen… Aber ich habe mein Herz entscheiden lassen. Neva zog zwei Monate nach Dennis’ Tod ein.

Ich dachte mir, dass es einen Grund haben muss, dass ich auf Neva gestossen bin, und es schon alles seine Richtigkeit hat.


"Vielleicht bedeutet Liebe auch, dass man jemanden gehen lässt, weiss, dass er zurückkommt und ihn trotzdem vermisst, bis er da ist. Vielleicht bedeutet Liebe auch, dass man eine neue Liebe findet, weil man weiss, dass der alte Hund einen neuen Freund zu einem schickt." (unbekannt)

 

Hierzu finde ich es wichtig zu erwähnen, dass du nichts erzwingen sollst, mach einfach das, was sich für dich und dein Herz stimmig anfühlt. Du brauchst mehr Zeit? Nimm sie dir. Du hast das Bedürfnis, dein Verlust zuerst richtig zu verarbeiten? Tu es. Oder ganz im Gegenteil: Du möchtest dich schon sehr bald nach einem neuen Hund umschauen? Erlaube es dir.


Du kannst alles und musst nichts. Es gibt kein Richtig oder Falsch.  


Und ja, es braucht Mut, sich wieder zu öffnen und diesen Schritt zu gehen. Und ja – als Neva kam, war es nicht einfach. Als ich kurz nach Neva’s Einzug beim Tierarzt war und erzählt habe, dass ich zur Zeit sehr viel Geduld brauche und es für mich eine grosse Herausforderung ist, sagte die Tierärztin, «ja, man vergisst so schnell». Und sie hat recht. Dennis und ich waren ein eingespieltes Team. Wir kannten uns so unglaublich gut. Wussten, wie der andere tickt. Doch das war auch nicht immer so. Auch Dennis und ich mussten uns zu Beginn erst kennen lernen. Aber – man vergisst so schnell, wie es war.

 


Weg von Erwartungen


Ich denke, bei diesem Punkt spielt es nicht mal eine Rolle, wie lange es her ist, seit der letzte Hund gestorben ist, ob das ein paar Tage, Wochen, Monate oder Jahre sind… Folgende Gedanken erachte ich immer als wichtig, unabhängig des Zeitpunktes.

Wie erwähnt war es mit Neva nicht immer einfach zu Beginn und sie hat mich an neue Grenzen gebracht. Und ich gebe es zu; in diesen Momenten habe ich Dennis wieder besonders stark vermisst. Es war doch alles so einfach mit ihm. Es kann auch sein, dass durch einen neuen Hund wieder Erinnerungen an den alten Hund geweckt werden, und du das Gefühl hast, wieder mehr zu trauern.


Ich wurde mir dann immer wieder bewusst, dass Neva keine Schuld daran hat, dass ich Dennis immer noch vermisse. Sie kann nichts dafür, dass sie unsere Abläufe noch nicht kennt, sie kann nichts dafür, wenn mein Herz vielleicht teilweise noch nicht ganz bereit ist, sich vollständig zu öffnen.


Neva steht das Recht zu, dass ich ihr die gleiche Chance gebe wie damals Dennis. Sie muss keine Erwartungen meinerseits erfüllen, sie muss nicht die gleichen Dinge tun wie Dennis.

Sie darf Neva sein – und sie darf genauso geliebt werden. Zugegeben war das am Anfang nicht ganz einfach. Aber sie hat auch ganz viel Tolles mitgebracht, sie hat mich zum Lachen gebracht, ich durfte ihre wunderbar neugierige, aber vorsichtige, und manchmal etwas freche Seite kennen lernen.


Und jetzt gerade schläft und schnarcht Neva neben mir am Boden, ich schaue sie an und weiss, dass das alles richtig war. Ich konnte sie bereits in mein Herz schliessen und ich bin sehr froh, dass sie bei mir ist. Auch durch sie lerne ich wieder unglaublich viel über mich selbst und ich bin mir sicher, es ist der Beginn einer ganz tollen Freundschaft.

Im Übrigen solltest du auch die Erwartungen an dich selbst überprüfen – du bist ein Mensch. Du darfst Ängste haben, du darfst Gefühle haben, du musst nicht perfekt sein. Selbstverständlich darfst du weiterhin über deinen verstorbenen Hund erzählen, selbstverständlich darfst du weiterhin an ihn denken. Selbstverständlich darfst du aber auch wieder Freude empfinden, selbstverständlich darfst du einen anderen, neuen Hund genau so lieben. Sei nicht so streng mit dir. 

 


Erlaube dir, wieder glücklich zu sein


Erlaube dir – wieder glücklich zu sein… Ja, wirklich: du darfst! Du hast es sogar verdient. Zu diesem Thema würden mir noch tausend weiterführende Gedanken einfallen, es wird wohl noch mehr Blog-Beiträge dazu geben… ;-)


Ich wünsche mir für dich, dass du dich irgendwann wieder für einen neuen Hund öffnen kannst. Dabei musst du noch nicht mal in der Lage sein, dein komplettes Herz sofort zu öffnen… Ein bisschen öffnen reicht, und der Rest wird von ganz allein geschehen. Lass es einfach zu. Es gibt so viele tolle Hunde, die ein zu Hause suchen.


«Manchmal muss man mit etwas beginnen, bevor man bereit dazu ist».


Ein neuer Hund füllt die Leere wieder aus, die dein verstorbener Hund hinterlassen hat. Nicht nur in deiner Wohnung, auch in deinem Herzen.

Es gibt dafür keinen richtigen oder falschen Zeitpunkt. Diese Entscheidung liegt ganz allein bei dir.


Glaube mir, irgendwann bist du so weit, dass nicht mehr die Trauer überwiegt, sondern die schönen Erinnerungen und die Dankbarkeit im Vordergrund stehen.

Die Zeit vergeht, doch die Liebe bleibt. Hab’ keine Angst, deinen Seelen-Hund zu vergessen, nur weil du dich für einen neuen Hund entscheidest. Es hat noch mehr Platz in deinem Herzen.


… ein neuer Hund kann dein Leben nur Bereichern. Immer.

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